Ich meine, diese Frage ist nicht so einfach zu beantworten. Eine große Veränderung ergab sich meines Erachtens durch Jan Slabak und seiner Blaskapelle MORAVANKA. Viele unserer Kunden Fragen nach dem Unterschied zwischen böhmischer und mährischer Komposition. Die "mährische" Blasmusik gewann an Virtuosität und wurde in höheren Lagen geschrieben. So hat Jan Slabak mit seinem Stil viele Blaskapellen in der damaligen Tschechoslowakei und heute maßgebend beeinflusst und gleichzeitig motiviert. Den Unterschied zwischen böhmischer und mährischer Blasmusik ergibt sich meiner Meinung nach durch den Aufbau einer Komposition. Bei der "böhmischen" Form kommt zuerst ein Vorspiel, gefolgt von einer Version mit einem ersten Teil, danach ein Trio in aller Regel gefolgt von einem Liedteil. Anschließend ein Zwischenspiel und dann noch mal ein Trio. Die "mährische" Form hat zwar auch ein Vorspiel, diesem folgen jedoch Repetitionen mit einer Taktmodulation und einem gelegentlichen Zwischenspiel. Bei dieser Art der Komposition besteht die Gefahr, dass bei längerem Zuhören durch die ständigen Wiederholungen, sich der Zuhörer unter Umständen zu langweilen. Hierbei ist auch zu erwähnen, dass die meisten "mährischen" Kompositionen als Gesangsstücke bearbeitet sind. Früher, in der ehemaligen Tschechoslowakei, erzählte mein Vater, gab es eigentlich keinen Unterschied zwischen den böhmischen und mährischen Blaskapellen. Es wurde lediglich unterschieden ob es sich um einen böhmischen oder mährischen Komponisten handelte, wie z.B. Frantisek Manas, Bohumir Smisovsky und viele andere, im Vergleich zu Karel Vacek, Josef Poncar oder auch Josef Ginzl. Bei den Einspielungen auf Tonträger, stelle ich die Behauptung in den Raum, kommt es sicherlich auch darauf an, welche Blaskapelle die verschiedenen Kompositionen spielt und aus welcher Tradition der Kapellmeister der jeweiligen Blaskapelle kommt. Hierbei findet meines Erachtens eine große Durchmischung der reinen böhmischen und mährischen Blasmusikkomposition statt. Abschließend möchte ich noch anmerken, dass es keine hundertprozentig eindeutige Zuordnung gibt, da man sich über verschiedene Details unterschiedlicher Auffassung sein kann. Fazit: in unserem Verlag findet keine Bearbeitungen von Kompositionen statt. Herzliche Grüße - Ihr Musikverlag Scherber